Montag, 30.03.2020 14:25

Wie der Jürgenssenweg zu seinem Namen kam

Ein Ritual des Herrn Wiffczek ist es, in der Abendsonne spazieren zu gehen. Sein liebster Weg führt ihn an die Außenmauer des ehemaligen Gaswerks, zum Jürgenssenweg. Herr Wiffczek dachte nie weiter über diesen Namen nach. Hätte er es getan, wären seine Gedanken in Richtung skandinavische Helden gegangen. Neulich war allerdings seine älteste Enkelin zu Besuch und als er ihr Neu Leopoldau zeigen wollte, blieb sie begeistert vor dem Straßenschild stehen und erklärte ihm, wer diese/r Jürgenssen sei. Birgit Jürgenssen“, meinte sie, „war eine wichtige Zeichnerin und Fotografin. Sie gehörte zur Avantgarde der 70er-Jahre. Eine Freundin von mir hat den Jürgenssen-Preis für junge Studierende an der Akademie für bildende Künste bekommen – deshalb kenne ich sie!“ Herr Wiffczek war überrascht – normalerweise war er es, der seinen Enkelkindern Geschichten aus der Umgebung erzählen konnte.

Nach dem Besuch seiner Enkelin recherchiert Herr Wiffczek gleich weiter: Birgit Jürgenssen wurde 1949 in Wien geboren und verstarb 2003. Der Weg wurde erst 2014 nach ihr benannt – seltsam, dass er das nicht mitbekommen hatte. In Einträgen im Internet wird sie in einem Satz mit Vali Export und Maria Lassnig genannt – Namen, die ihm auch ein Begriff waren, also ein Indiz dafür, dass es sich um eine wichtige Künstlerin handelte. Über das Werk von Birgit Jürgenssen fand er eine gut gepflegte Dokumentation, die er das nächste Mal seiner Enkelin zeigen wollte.

„Eigentlich“, so dachte er sich plötzlich, „könnte das doch mein neues Hobby werden: die Geschichten der Straßennamen in meiner Umgebung kennenlernen und herausfinden, wer die Namensgeber waren.“  Eine perfekte Aufgabe für lange Winterabende und neue Stadtteile – auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.

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 / Stadtteilmanagement Neu Leopoldau / Montag, 30.03.2020 /  0

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