Tagsüber ist es mittlerweile schon richtig sommerlich heiß, aber noch sind die Nächte lau – eine perfekte Gelegenheit für einen gemütlichen Abendspaziergang. Auch Herr Wiffczek wollte sich vorm zu Bett gehen nochmal bewegen und hat sich entschlossen, eine Runde in der Gegend von Neu Leopoldau zu drehen. Dieses Mal möchte er einen Blick auf die Wiener Gemeindebauten werfen.
Seine Tour startet in der Justgasse, konkret beim Haus mit der Nummer 7. Dieser Bau wurde nämlich für die Angestellten des ehemaligen Gaswerks Neu Leopoldaus gebaut – damit ist der Bau mit dem neuen Stadtteil eng verbunden. Die Justgasse verdankt ihren Namen übrigens Ferdinand Just, einem engagierten Pfarrer, der von 1890 bis zu seinem Tod 1912 in der Pfarre Groß-Jedlersdorf tätig war. Dieser Namensgeber verknüpft die historische Bedeutung der Straße mit der sozialen Verantwortung des Gemeindebaus.
Der Heimatstil des letzten Jahrhunderts
Beim Haus in der Justgasse 9 entdeckt Herr Wiffczek einen originalen Wiener Gemeindebau. Herr Wiffczek erkennt, dass der Gemeindebau in den 1920er-Jahren errichtet wurde. „Der Architekturstil erinnert mich an eine Burg, eher schwer und massiv, aber mit vielen verschiedenen Fensterformen, Erkern und einer bunten Fassade“, denkt Herr Wiffczek, „typisch für den Wiener Heimatstil.“ An einer der Fassaden entdeckt er auch ein Sgraffiti, das eine Sonnenuhr und eine idyllische Familienszene zeigen. Der Bau war ursprünglich für einkommensschwache Arbeiter*innen und Angestellte gedacht und steht seit 2003 unter Denkmalschutz.
Weiter in Richtung Neu Leopoldau kommt bald das Haus in der Carrogasse 2-6. Dieses „Haus“ ist eigentlich eine ganze Wohnanlage und umschließt einen ganzen Block. Es wurde in den 1950er-Jahren errichtet und sieht von außen eher schlicht aus. Im Innenhof der dreigeschossigen Anlage finden sich jedoch kunstvolle Sgraffitowandbilder, die Szenen glücklicher Menschen und gemeinschaftlichen Lebens zeigen – etwas was in der harten Nachkriegszeit nicht selbstverständlich war. Herr Wiffczek weiß von den Wandbildern und schlüpft durch eine offene Tür in den Innenhof. „Schön grün ist es hier, da mache ich gleich in Päuschen auf einer Bank“, sagt er zu sich.
Grüne Höfe sind tolle Schätze
Gut ausgeruht geht es nun weiter zur Justgasse 29. Die Wohnanlage erstreckt sich beinahe über die ganze Justgasse, befinden sich einige Bauten hinter der Straßenverbauung von anderen Häusern. Der Gemeindebau ist in den 1960er Jahren erbaut worden – Herr Wiffczek erkennt gleich die weiten und grünen Höfen.
„Ach herrlich! Zeilenbau aus den 60ern, weite Höfe, jede Menge Loggien, Platz zum Spielen und viel Luft. Ich finde es schön, dass viele dieser Qualitäten auch in den neuen Stadtvierteln in die Planung aufgenommen werden“, überlegt Herr Wiffczek, „als Kind hatte ich hier irgendwo eine Freundin, wir haben immer das Mosaik als Treffpunkt genommen. Schauen wir mal, ob es das noch gibt.“ Und tatsächlich im Hof zwischen Skraupstraße und Carrogasse findet sich auch heute noch eine frei stehende Betonwände mit Mosaiken. Zwar sieht man vom Weg aus nur ein kleines Teil des Mosaiks, schaut man jedoch hinter die Hecke entdeckt man, dass die ganze Wand voller funkelnder Steine ist.
Langsam wird es dunkel, Herr Wiffcezk wird langsam müde und beschließt gemütlich nach Hause zu gehen. Zufrieden mit seinem Abendspaziergang legt er sich ins Bett – und träumt von Mosaiken, Ritterburgen und Spielplätzen.
/ Stadtteilmanagement Neu Leopoldau / Dienstag, 25.06.2024 / 0